„OUR HISTORY“ 25 Jahre historische Forschung

„OUR HISTORY“ 25 Jahre historische Forschung

„La Fabbrica del Tempo / Die Zeitfabrik“ feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen, um ihr Engagement, ihr Wachstum und ihre Erfolge zu würdigen.

Drei Events im Freien, zwei Ausstellungen mit dem gemeinsamen Titel „OUR HISTORY“ in Bozen und Meran und eine Projektion in Meran, haben am Montag, dem 14. März 2022 begonnen.
Die zur Schau gestellten Bilder repräsentieren einerseits die über fünf Jahrzehnte andauernde Forschungsarbeit der Vereinsmitglieder und die daraus resultierenden Veröffentlichun-gen, jedes Bild ist beispielhaft und zeigt die facettenreiche Geschichte Südtirols, insbesondere Bozen und Meran, und ihrer Bürger zwischen 1900 und heute.
In Bozen wurde dank Barbara Ricci, Fabrizio Miori und Maurizio Pacchiani beschlossen, einen Durchgangsraum zu bevölkern und ihn zu einem Zeugen der im Laufe der Jahre vorgeschlagenen Forschungen und Überlegungen zu machen: die unterirdische Passage zwischen der Garibaldi Straße und der Mayr-Nusser-Straße. Der Ort ist ungewöhnlich für eine Ausstellung: ein Durchgang zwischen einem Parkplatz und einem Platz, in einem Stadtteil, der sich in einem bemerkenswerten und in gewisser Weise epochalen urbanen Wandel befindet. In den 6 Lichtinstallationen werden in bestimmten Abständen 6 Riesen-Leinwände erscheinen und die zahlreichen Passanten, die durch die Galerie gehen, mit einer Sammlung von historischen Bildern unterhalten.
In Meran ist die Ausstellung Open-Air. Es handelt sich um einen Ausstellungsparcours mit 25 Fotografien im Großformat - eine für jedes Jahr -, die auf Plakatwänden an verschiedenen Stellen der Stadt, von den Straßen im Zentrum bis zu den Außenbezirken, angebracht sind, um mit allen Mitbürgern in einen Dialog zu treten. Die von Rosanna Pruccoli gestaltete Aus-stellung „OUR HISTORY“ erfüllt somit den Wunsch, die vielen Geschichten zu erzählen, die sich zu einem bunten Mosaik unserer Vergangenheit als Südtiroler und als Mitglieder des Vereins werden.
In Meran wird die Ausstellung von einer eindrucksvollen Projektion an der Fassade der Sparkasse in der gleichnamigen Straße begleitet.

Die Zeitfabrik hat nach 25 Jahren kritischer Reflexion der Südtiroler Geschichte und der Er-forschung der Vergangenheit aus ungewöhnlichen und aufschlussreichen Blickwinkeln einen wichtigen Meilenstein erreicht. Geschichte ist ein gemeinsames Gut. Dieses Wissen aktiviert und stärkt die Demokratie und die bewusste Beteiligung der Bürger am Leben der Gemeinschaft. Es ist ein kritisches Wissen, das durch den Dialog lebt.
Aus diesem Grund hat die „Fabrik“ immer Praktiken und Erfahrungen bevorzugt, die die aktive Beteiligung von Gruppen und Gemeinschaften (z. B. das Sammeln von alten Fotos), Interventionen wie die in Lana und Pfatten und andere Erfahrungen vorsehen, die unveröffentlichte Dokumentationen zum Vorschein bringen (wie es bei der Recherche zu der Option der Fall war). Schließlich hat sie versucht, die Komplexität und die lebendige Perspektive der Vergangenheit wiederherzustellen und ein kulturelles Erbe aufzuwerten, das spurlos zu verschwinden drohte (Alumix, Rationalismus).
Das Gedächtnis ist kein Lagerhaus oder eine undifferenzierte Ablagerung, das Gedächtnis ist ein Werk im Werden, Denkwerkstatt voller Vorstellungen. Die Erinnerung, oder besser ge-sagt die Konstruktion der Erinnerung, ist immer mit einer politischen und ethischen Ent-scheidung verbunden. Gleichzeitig ist es auch eine physische und konkrete, emotionale und künstlerische Erfahrung, wenn man zum Beispiel ein Dokument oder ein altes Foto in die Hand nimmt, wenn man das Zeugnis eines gelebten Lebens liest oder hört, oder wenn man zum ersten Mal ein interessantes Gebäude wirklich sehen kann, das in der Hektik des Alltags „unsichtbar“ wurde. Diese Erinnerung macht die historische Forschung lebendig und prä-sent.
Die „Fabrik“, wie der Name schon sagt, baut, produziert, schafft Inhalte. Sie eröffnet einen Dialog zwischen Bürgern und Verwaltung und einen Vergleich mit verschiedenen Realitäten. Sie hat sich in ihrer Struktur und ihren Zielen weiterentwickelt und immer wieder neue Kräf-te hinzugewonnen.
Die im Laufe der Zeit durchgeführten Arbeiten betreffen die Stadt Bozen und verschiedene Teile des Landes. Der anfängliche Fokus auf die italienische Gemeinschaft wurde von den Dramen der deutschen und ladinischen Gemeinschaft flankiert, die von der Industriezone, der Ende der 1930er Jahre entstandenen Arbeiterwelt, bis hin zu der Option reichten, die die Südtiroler Gesellschaft vor und während des Krieges zerrissen. Soziale und wirtschaftli-che Analysen wechseln sich mit künstlerischen und städtebaulichen ab, um einzelne, für die Provinz relevante Institutionen im Laufe der Zeit zu untersuchen (Meraner Kurhaus, Pferde-rennplatz). Der Verein, der die Notwendigkeit des Museums der Semirurali, der Wiederher-stellung der ehemaligen Montecatini (heute mit dem Ausstellungs- und Forschungszentrum NOI Techpark erfolgreich restauriert) sowie des Lebens der Einwandererfamilien aus ande-ren Provinzen vor und nach dem Krieg erkannt und sich dafür eingesetzt hat, überlässt der Öffentlichkeit die „Arbeit" seiner Mitglieder und Mitarbeiter.
25 Jahre Veröffentlichungen zur historischen Forschung, Videos, Dokumentarfilme, Ausstel-lungen und Konferenzen. Ein Vierteljahrhundert Aktivität mit immer noch viel Begeisterung und viel zu sagen. Es handelt sich um verschiedene Forschungsbeiträge: Neben einem wis-senschaftlichen Ausschuss bietet der Verein auch Raum für Mitarbeiter aus anderen Berei-chen, die von Zeit zu Zeit verschiedene Themen vertiefen und der Forschung neues Leben einhauchen, jedoch immer mit der gleichen Philosophie, nämlich die Geschichte, ausgehend von spezifischen, lebendigen, konkreten Situationen zu erforschen, um ein besseres Ver-ständnis der großen geschichtlichen Entwicklungen zu gewinnen. In Südtirol gibt es noch un-erforschte Gebiete und viele Gelegenheiten Dinge neu auszuleuchten. Hierauf konzentriert sich die Aufmerksamkeit dieser aktiven Gruppe von Menschen und führt dazu, dass bedeut-same Bausteine gelegt werden, auf denen andere dann aufbauen oder sich anlehnen kön-nen, um die Forschungslinien fortzusetzen. Es ist die Leidenschaft, die diese Menschen an-treibt, zusammenzuarbeiten und einander konstruktiv zu begegnen, und das in einer Zeit, in der Kollegialität ein immer selteneres Gut ist.
Die von der Zeitfabrik herausgegebenen Bände können in den zahlreichen noch erhältlichen Veröffentlichungen oder in Bibliotheken studiert und gelesen werden. Besonderes Augen-merk wurde in jüngster Zeit auf eine Querschnittsanalyse der Situation in Südtirol und der sich wandelnden Identitäten und Befindlichkeiten im 20. Jahrhundert (Buch 18/18 - Alto Adige/Südtirol 1918-2018) sowie auf spezifische Forschungen zum Thema der Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg (Buch über Sigmundsherberg) gelegt. Diese Themen werden von dem unermüdlichen Versuch begleitet, die rationalistische Architektur, die bestimmte lokale Stadtlandschaften so sehr geprägt hat, von vereinfachenden Etikettierungen zu befreien. Diese Untersuchungen befassten sich mit dem Wohnungsbau (ein Aspekt, der oft zugunsten von Monumentalbauten vernachlässigt wird), einschließlich der Trends der europäischen Moderne, der Situation in Bozen und Meran und der Rolle der neuen Bozner Lauben, mit den Arbeiten an der Freiheitsstraße. Die „Fabrik-Hallen“ sind immer noch in Betrieb, und ein letztes Werk über den Rationalismus ist in Arbeit, das bald veröffentlicht werden soll, sowie ein neues Werk mit einem neuen Thema.
„OUR HISTORY“, unsere Geschichte, die Geschichte sind wir. Die Ausstellung ist in dieser Komplexität angesiedelt, denn, wie Lewis Carroll zu sagen pflegte, ein Gedächtnis, das nur rückwärts funktioniert, ist ganz schön armselig.
Für alle Interessierten können die einzelnen Bücher, die im Laufe der Jahre erschienen sind, in den Stadtbibliotheken von Bozen und Meran eingesehen werden und sind in der Buch-handlung Alte Mühle erhältlich.
Weitere Informationen unter:
www.fabbricadeltempo.it/J3/index.php/it/

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